Wie viel Religion braucht die Demokratie?

…über 200 Menschen aus verschiedenen Glaubensrichtungen haben sich am vergangenen Dienstag (10.09.) an einem offenen und kontroversen Meinungs- und Ideen-Austausch im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München beteiligt: Zu den geladenen Gästen zählten u.a. der bayerische Integrations- und Innenminister Joachim Herrmann, Christian Kopp, der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Jo-Achim Hamburger, Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, sowie Benjamin Idriz, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg.

Joachim Herrmann stellte in seiner Eröffnungsrede u.a. fest: „Es ist oft fehlendes Wissen über einen anderen Glauben, der empfänglich für Intoleranz macht. Als Integrationsminister ist es mir daher ein sehr wichtiges Anliegen, den Dialog mit den Religionsgemeinschaften zu führen.“ Landesbischof Christian Kopp verwies in seinem Vortrag auf den Gemeinsinn als wichtige Ressource der Demokratie – gerade hierzu würden die Glaubensgemeinschaften einen wertvollen Beitrag leisten.


Jo-Achim Hamburger verwies mit eindringlichen Worten auf den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland: „Der Wind weht uns mit einer Schärfe entgegen, die ich mir nicht habe vorstellen können.“ Aber auch Benjamin Idrizm beklagte eine stärkere Unsicherheit und Spaltung in der Gesellschaft: „Dieses Gefühl der Ausgrenzung wird dazu führen, dass Muslime sich weiter zurückziehen und in Parallelwelten abdriften.“ Er rief allerdings auch dazu auf, menschenverachtenden Islaminterpretationen entgegenzutreten und sich für jüdisches Leben stark zu machen. Letzteres stehe in der islamischen Tradition – seien muslimische Länder in der Geschichte doch oft Zufluchtsorte für Juden gewesen.

Und was meinen wir? Marion Breitsameter, unsere FIB-Koordinatorin für München-Land, hat für uns persönlich teilgenommen und sämtliche Vorträge aufmerksam verfolgt. Ihre Einschätzung nach der Veranstaltung: „Religion braucht Demokratie meiner Meinung nach auf jeden Fall mehr als anders herum. Dennoch sind die Werte, die in den Religionen gelebt werden, auch bedeutend für die Demokratie, wenn man an Nächstenliebe, Respekt etc. denkt. Aber natürlich kann Religion auch bedrohlich auf eine Demokratie wirken, wenn sie extremistisch interpretiert wird, wie man aktuell leider immer öfter mitbekommt!“

Auf jeden Fall eine informative und aufschlussreiche Veranstaltung zu einem sehr komplexen und hochaktuellen Thema! Mehr dazu: https://www.hss.de/news/detail/gespraechsbruecken-bauen-news12089/