Idris, gute Seele aus Afghanistan!

Idris Weg zu uns war ein langer und nicht immer ganz einfacher: von Afghanistan (zum Studium) nach Indien zurück nach Afghanistan, um sich zunächst vor den Taliban monatelang verstecken und aus seinem Heimat-Land aus Angst um Leib und Leben fliehen zu müssen, mithilfe der deutschen Bundeswehr. So landete er schließlich in Geretsried, wo er auf die „gute Seele“ Anne Weinhart traf, unsere Helferin im Bereich der Migrationsberatung (MBE). Motiviert und qualifiziert wie Idris ist, wollte er aber nicht nur (Hilfe in Anspruch) nehmen, sondern auch gleich von Anfang an zurückgeben. Deshalb engagiert er sich nun für unseren Verein ehrenamtlich, während er weiter fleißig an sich und seinen Deutsch-Kenntnissen arbeitet. Idris hilft nicht zuletzt von seiner eigenen Wohnung in Geretsried aus durch zahlreiche Gespräche, Mails und Telefonate, anderen Menschen das neue Leben in Deutschland einfacher zu machen. Oder um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: „Während ich mich weiter entwickle und anpasse, bleibt mein Ziel dasselbe: den Verletzlichen Kraft zu geben, den Bedürftigen zu helfen und zu einer Welt beizutragen, in der Gerechtigkeit, Chancen und Mitgefühl herrschen.“
Und bei soviel Herz, Kompetenz und Engagement öffnen sich für Idris mit Sicherheit weitere Chancen und Türen – vielleicht ja auch bei uns?!


Das schreibt Idris über sich selbst, seine Einstellung und sein bisheriges Leben:

„Ich wurde in Afghanistan geboren, einem Land, das für seine reiche Geschichte und seine widerstandsfähigen Menschen bekannt ist, aber auch für seine anhaltenden Konflikte. Als ich in Afghanistan aufwuchs, war ich den Herausforderungen der Instabilität ausgesetzt, aber ich war auch von einem starken Gemeinschaftssinn, Kultur und dem Wunsch umgeben, etwas zu bewirken. Nachdem ich meine Schulzeit in Afghanistan abgeschlossen hatte, beschloss ich, meine Ausbildung im Ausland fortzusetzen. Ich zog nach Indien, wo ich eine Hochschulausbildung absolvierte und sowohl einen Bachelor- als auch einen Master-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre erlangte. Diese Abschlüsse statteten mich mit dem Wissen und den Fähigkeiten aus, die später meine Karriere und meinen Beitrag zur Gesellschaft prägen sollten.
Nach meiner Rückkehr nach Afghanistan übernahm ich die Rolle des Geschäftsführers eines örtlichen Krankenhauses. Diese Position ermöglichte es mir, eng mit medizinischem Fachpersonal zusammenzuarbeiten und meiner Gemeinde zu dienen, indem ich dafür sorgte, dass die Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung hatten. Ich war fest entschlossen, etwas Positives zu bewirken, erkannte aber auch, dass im Land ein größerer Bedarf bestand, insbesondere bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Mit einer Gruppe junger, gleichgesinnter Sportler gründete ich eine Wohltätigkeitsstiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen. Unsere Stiftung konzentrierte sich darauf, Menschen zu helfen, die von Armut, Konflikten und Instabilität betroffen sind, und unterstützte Familien, die Mühe hatten, über die Runden zu kommen. Unsere Mission bestand nicht nur darin, unmittelbare Hilfe anzubieten, sondern auch Menschen zu befähigen, ihr Leben durch Bildung, Beschäftigung und soziale Unterstützung zu verbessern.
Die Arbeit, die ich für die Wohltätigkeitsstiftung leistete, öffnete mir Türen zur Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen. Da ich erkannte, wie wichtig es ist, nachhaltige Chancen für junge Menschen zu schaffen, schloss ich mich einer vom niederländischen Außenministerium geförderten Organisation an. Diese Organisation widmete sich der Unterstützung afghanischer Jugendlicher, sowohl männlich als auch weiblich, indem sie ihnen half, Arbeit zu finden und Unternehmen zu gründen. Das Ziel war, Alternativen zur Migration zu bieten, indem jungen Menschen die Möglichkeit gegeben wurde, in Afghanistan zu bleiben und zum Wachstum und zur Stabilität des Landes beizutragen. Im Rahmen dieser Initiative arbeitete ich an Programmen, die Unternehmertum und Schaffung von Arbeitsplätzen förderten und dazu beitrugen, die Zwangsmigration afghanischer Jugendlicher zu verhindern.
Unsere Träume von einem besseren Afghanistan wurden jedoch durch die Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 zunichte gemacht. Als die Taliban die Kontrolle wiedererlangten, verschlechterte sich die Lage in Afghanistan rapide und wir waren gezwungen, das Land zu verlassen, da wir aufgrund unserer Arbeit und unseres Engagements einer unmittelbaren Bedrohung ausgesetzt waren. Die deutsche Regierung evakuierte uns in Sicherheit nach Deutschland, wo wir ein neues Kapitel in unserem Leben begannen.
In Deutschland angekommen, verpflichtete ich mich, unsere Zukunft wieder aufzubauen und mich gleichzeitig in eine neue Gesellschaft zu integrieren. Ich absolvierte das deutsche Integrationsprogramm und erreichte erfolgreich das Niveau B1 in der deutschen Sprache, was meine Entschlossenheit zeigte, mich an diese neue Umgebung anzupassen und darin zu gedeihen. Derzeit strebe ich das Niveau B2 an, mit dem Ziel, fließend zu sprechen und weiterhin einen Beitrag für meine Gemeinschaft in Deutschland zu leisten.
Trotz der zahlreichen Herausforderungen, die das Leben als Einwanderer mit sich bringt, suchte ich nach Möglichkeiten, etwas zurückzugeben. Ich wandte mich an das HVMZM und begann, meine Zeit und meine Fähigkeiten ehrenamtlich einzusetzen, um anderen Einwanderern zu helfen, die ähnliche Probleme hatten. Da ich die Vertreibung aus erster Hand erlebt hatte, verstand ich die emotionalen und praktischen Herausforderungen, die ein Neuanfang in einem fremden Land mit sich bringt. Durch meine Freiwilligenarbeit konnte ich meine Erfahrungen nutzen, um anderen bei der Bewältigung ihres neuen Lebens zu helfen und Bedürftigen Unterstützung und Anleitung zu bieten.
Meine Reise von Afghanistan nach Deutschland war voller Prüfungen, aber sie war auch ein Beweis meiner Belastbarkeit und Entschlossenheit, etwas zu bewirken. In meiner neuen Heimat arbeite ich weiter daran, eine Zukunft aufzubauen, in der ich meine Fähigkeiten und Erfahrungen nutzen kann, um anderen zu helfen, sei es durch Freiwilligenarbeit, Geschäftsinitiativen oder soziales Engagement. Meine Geschichte ist eine Geschichte der Hoffnung, der Ausdauer und des Glaubens, dass wir selbst angesichts von Widrigkeiten einen positiven Einfluss auf das Leben anderer haben können.
Während ich weiter wachse und mich anpasse, bleibt mein Ziel dasselbe: den Verletzlichen Kraft zu geben, den Bedürftigen zu helfen und zu einer Welt beizutragen, in der Gerechtigkeit, Chancen und Mitgefühl vorherrschen.“

Original:

I was born in Afghanistan, a country known for its rich history and resilient people but also for its struggles with ongoing conflict. Growing up in Afghanistan, I was exposed to the challenges that came with instability, but I was also surrounded by a strong sense of community, culture, and the desire to make a difference. After completing my schooling in Afghanistan, I decided to further my education abroad. I moved to India, where I pursued higher education, obtaining both a Bachelor’s and a Master’s degree in Business Administration. These degrees equipped me with the knowledge and skills that would later shape my career and my contributions to society.
Upon returning to Afghanistan, I took on the role of Managing Director at a local hospital. This position allowed me to work closely with healthcare professionals and serve my community by ensuring that people had access to medical care. I was deeply committed to making a positive impact, but I also recognized that there was a greater need in the country, particularly for vulnerable populations.
With a group of young, like-minded athletes, I co-founded a charity foundation aimed at supporting vulnerable people in need. Our foundation focused on helping those affected by poverty, conflict, and instability, providing assistance to families who struggled to make ends meet. Our mission was not only to offer immediate aid but also to empower people to improve their lives through education, employment, and social support.
The work I did with the charity foundation opened doors for me to collaborate with international organizations. Recognizing the importance of creating sustainable opportunities for young people, I joined an organization sponsored by the Ministry of Foreign Affairs of the Netherlands. This organization was dedicated to supporting Afghan youth, both male and female, by helping them find employment and start businesses. The goal was to provide alternatives to migration by empowering young people to stay in Afghanistan and contribute to the growth and stability of the country. Through this initiative, I worked on programs that promoted entrepreneurship and job creation, helping to prevent the forced migration of Afghan youth.
However, our dreams of a better Afghanistan were cut short by the Taliban’s return to power in 2021. As the Taliban regained control, the situation in Afghanistan deteriorated rapidly, and we were forced to flee the country due to the immediate threat posed to us because of our work and advocacy. The German government evacuated us to safety in Germany, where we began a new chapter in our lives.
Once in Germany, I committed myself to rebuilding our future while integrating into a new society. I completed the German integration program and successfully reached the B1 level in the German language, demonstrating my determination to adapt and thrive in this new environment. I am currently pursuing the B2 level, with the goal of achieving fluency and continuing to contribute to my community in Germany.
Despite the numerous challenges that come with being an immigrant, I sought ways to give back. I reached out to the HVMZM and began volunteering my time and skills to help other immigrants who were going through similar struggles. Having experienced displacement firsthand, I understood the emotional and practical challenges that come with starting over in a foreign country. Volunteering allowed me to use my experience to assist others in navigating their new lives, offering support and guidance to those in need.
My journey from Afghanistan to Germany has been filled with trials, but it has also been a testament to my resilience and determination to make a difference. In my new home, I continue to work towards building a future where I can use my skills and experiences to help others, whether through volunteer work, business initiatives, or social advocacy. My story is one of hope, perseverance, and the belief that even in the face of adversity, we can make a positive impact on the lives of others.
As I continue to grow and adapt, my goal remains the same: to empower those who are vulnerable, to support those who are in need, and to contribute to a world where justice, opportunity, and compassion prevail.